Brandanschlag in Solingen

Aufruf zur Gedenkveranstaltung

Wir fordern eine lückenlose Aufklärung!

 

Auf dem Rechten Auge blind

Solingen. Der Name unserer Nachbarstadt wurde vergangenes Jahr zu einem Synonym einer Gewaltserie, die ganz Deutschland erschütterte. Ein Islamist tötete auf einem Stadtfest wahllos drei Menschen und verletzte 8 weitere zum Teil schwer.
Die Tat löste zurecht Empörung im ganzen Land aus. In Regierungskreisen sprach man von einer Zäsur. Sondersitzungen wurden einberufen, Gesetze verschärft. Wochenlang dominierte der Anschlag die Schlagzeilen und landete 2024 auf Platz zwei der meistgesuchten Google-Suchanfragen in Deutschland.  
Weniger bekannt ist jedoch, dass es im gleichen Jahr auch einen anderen, nicht minder brutalen Anschlag in Solingen gab. Vor einem Jahr - Am 25. März 2024 - tötete ein Deutscher bei einem Brandanschlag im Stadtteil Höhscheid eine vierköpfige türkisch-bulgarische Familie. Kancho und Katya Zhilova und ihre kleinen Töchter Galia und Emily kamen ums Leben. Zahlreiche weitere Menschen wurden verletzt.
Diese Tat löste weit weniger Empörung aus. Es gab kein Aufschrei, keine Debatten, kein Kanzler kam nach Solingen. Die bundesdeutsche Öffentlichkeit registrierte die Tat kaum.
Die Ermittlungsbehörden schlossen eine „fremdenfeindliche Motivation“ schnell aus, obwohl die Tat schmerzhafte Erinnerungen an den Solinger Brandanschlag von 1993 weckte.  
Doch offenbar gab die Staatsanwaltschaft sich wenig Mühe zu ermitteln, ob ein politisches Motiv infrage kommt. Denn nun, knapp ein Jahr später, zeichnet sich im laufenden Prozess ein anderes Bild ab: Erst auf Antrag der Nebenklägerin wurden Datenträger des Verdächtigen ausgewertet und 166 eindeutig rechtsextreme und rassistische Bilder sowie Chatauszüge offengelegt.
Trotz dieser neuen Erkenntnisse bleibt die mediale Aufmerksamkeit weiterhin verhalten. Es ist leicht vorstellbar, dass dies wohl anders wäre, wenn der Täter eine internationale Biografie hätte.
Die vergangenen Monate haben bewiesen, dass Messer- und Terrorattacken von Herkunftsdeutschen, wie in Solingen, Siegen oder Mannheim deutlich weniger Aufmerksamkeit generieren und als traurige und unvermeidbare Einzelfälle gesehen werden, während einzelne Taten von Migrant:innen oder Geflüchteten, egal welche Motivation ihnen zugrunde liegt, bundesweite Debatten auslösen und immer als Problem der Herkunft betrachtet werden. Die unterschiedliche Reaktion auf Gewaltverbrechen je nach Identität von Täter und Opfer wirft drängende Fragen auf.
Diese von rechts gesteuerte Diskursverschiebung und selektive Wahrnehmung verschleiert die Gefahr, die von rechtsextremer Gewalt ausgeht, und verstärkt rassistische Narrative. Sie ist nicht nur eine Bedrohung für Minderheiten, sondern für unsere gesamte demokratische Gesellschaft.

Es ist an der Zeit, dass wir dieser Ungleichbehandlung entgegentreten und die Gefahr von rechts endlich ernst nehmen.
Die Opfer des Solinger Brandanschlags verdienen eine lückenlose Aufklärung der Hintergründe und ein würdiges und mahnendes Gedenken.

Daher teilen wir den Aufruf unserer Genossinnen und Genossen aus Solingen, sich an der Trauerkundgebung zu beteiligen: Am 25. März 2025 um 17:30 Uhr vor dem Haus in der Grünewalder Str. 69.